CYNETART 2016
SHAPE master classes
Ort: Festspielhaus Hellerau, OG | STUDIO OST     Datum: Freitag, 11.11.2016     Uhrzeit: 10.00 Uhr
Foto: © Werner Jauk
Vortrag, Workshop, Performance


Werner Jauk
FEEDBACK: DER SONISCH PERFORMATIVE KÖRPER UND MULTISENSORISCH ADAPTIVE ENVIRONMENTS/VIRTUALITäTEN
Tages-Seminar, in Deutsch
Von Sound-Studies zu Auditory-Studies & a bodily day in the digital life

sound & soundscapes

Sound ist Artefakt von Bewegung, von Ereignissen, und von Menschen "nur" als Ereignis in der Zeit wahrnehmbar als Zustand eines "Dinges". Das Zusammenspiel zwischen der langsamen Ausbreitung von Schallwellen rund um bewegte Materialien in der Luft und der "Taktfrequenz" unserer Wahrnehmung erlaubt – nicht wie beim Sehen die Wahrnehmung des "Augenblickes", sondern – die Serie von bedeutungsneutralen psychologischen Momenten wahrzunehmen, die durch Maskierung prägnant gemacht und durch Summation zu sound-streams gestaltet werden. Diese Zeitbezogenheit des dynamischen Klanges ist es nun, die sich als Modulation des Klanges während seiner Ausbreitung auswirkt . . .

Sound trägt somit nicht nur die Information über einen bewegten Erzeuger, sondern auch über das umgebende Environment und den Bezug des wahrnehmenden Körpers dazu in sich – Sound indiziert Landscapes – natürliche Hi-Fi-Soundscapes von "prägnanten Figur-Grund-Beziehungen" charakterisiert und dem explorativen Verhalten zugängig und solche durch konstante (maschinelle) Energie dynamisierte Soundscapes als kulturell Lo-Fi gewertet . . .

Sound -Gestures

Der Bezug des Körpers zum Ereignis im Environment ist durch die Intensitäten des Sound – seine Sharpness – gegeben: vor jeglicher semiotisch deutbarer kognitiven Wahrnehmung werden Sounds stimulativ erregend wahrgenommen, was zu unvermittelter / "un-media-ted" körperlicher Reaktion führt, die zugleich kommunikativ wirkt – sound-gestures verkörpern diese komplexe nonverbale Kommunikation. sound-gestures sind der verdichtete körperliche Nachvollzug der Imagination von räumlicher Klang-Bewegung im Environment und der Ausdruck der Bedeutung dieser Bewegung für den Körper als dessen dadurch induzierten Erregungszustandes. In dieser auditorisch kontrollierten Körper-Umwelt-Interaktion ist die Imagination der Bewegung nur teilweise als embodied cognition, aber auch als conceptual metaphor zu verstehen, als die Übertragung von Wahrnehmung der Graviatation auf Klang, der sich dieser Kraft für unsere Wahrnehmung letztlich entzieht .

Parallel zu diesem Spannungszustand des Körpers in der sound-gesture kommuniziert der menschliche Körper selbst Sound, als Artefakt des Erregungszustandes des Körpers, der über den nun erregungsinduzierten Luftstrom und die Stimmbänder zu emotional Sound wird ...

Bildet das Sehen als Bild von "Dingen" ab, so vermittelt Sound dem Hören das Verhalten von "Dingen" – als synthetisierendes Wahrnehmen schafft Sehen die Vorstellung von "Machbarkeit", das körperlich passive Hören von Ereignissen ist stärker emotional.
Sound informiert über Bewegung / Erregung von Ereignissen in der Umwelt durch körperliche Bewegung / Erregung – die sound-gesture kommuniziert diese (zum Zwecke besseren "Überlebens").

iHome - die Gestaltung adaptiver Environments über das sonisch performative (Ausdrucks-)Verhalten von Körpern

Dieses Verständnis von sound geht über das von sound-studies hinaus in die auditory-studies –es erklärt die bereits von TRUAX angedachte Konstruktion von land-scapes über sound, sie ist die theoretische Basis für wirklichkeitsschaffende Manipulation von Klang. Letztlich ist dies bereits in Musik, gestaltet durch die Zusammen-Setzung / Kom-position von Codes für Klänge formalisiert – im Zueinander von "Stimmen" als "Objektivation des Wir".

Die Instrumentarisierung des Erregungszustandes des Körpers auf mechanische und elektronische Weise führt dieses kollektive und kollektivierende Verhalten in sound-gestalten über; die digitale "Manipulation" des Sounds durch den erregten Körper erlaubt die Generierung von Klang-Welten außerhalb der Grenzen der Natur – willentliche Materialisation geschieht gerade wegen der Immaterialität von digitalen Codes ,,frei von jeglicher materieller Bindung ... als Potenzialität ermöglicht digital sound dem Körper die Gestaltung von entkörperlichtem Klang – sofern er die Grenzen seiner Körperlichkeit überschreiten könnte ...

The media is the difference

Hat Notation, als vermittelnden Vorschrift von zusammengesetzten Codes, mit der Idee des Werkes und Musik als "beziehendes Denken" hervorgebracht, so ermöglicht die direkte Instrumentarisierung des Körpers in den Körperkulturen des 20. Jh. ein "forward back" – Clapping music nutzt den Körper als "Instrument", "mein Körper ist eine Posaune geworden" nutzte den die Instrumentarisierung des Körpers als seine unmittelbare Verlängerung / extension of men, motion-detection lässt den erregten Körper zur sound-gesture werden ... Das hedonische Spiel des Feedbacks der elektrischen Gitarre ist populäres Paradigma körpernaher emotionaler Interfaces.

XXX am Paradigma der auditiven Körper-Klang-Interaktion "hört" XXX Lebensformen der digital culture – entgegen die scheinbare Dominanz des Sehens und die Flut von visual informations – Dynamisierung und Codierung haben Virtualitäten geschaffen, die die Transgression des mechanistischen Paradigmas (in der Wahrnehmung) gebracht und die Logik des Sehens überschritten haben (JAUK) – bereits McLUHAN ortete im electronic space / heute net space das Paradigma des auditory space.

FORM:

In einer lecture (45min), einem Workshop (4 std.) und in einer Performance (60min) wird der content in Form gesetzt - vom medialen Verstehen materieller Existenzen zum körperlichen "Begreifen" von dynamischen Virtualitäten.

In der lecture wird die theoretische Arbeit an der Körper-Umwelt-Interaktion in digital culture innerhalb theoretischer Ansätze der Anthropologie / experimentellen Evolutionspsychologie im Verein mit Medientheorie getan.
Im workshop wird diese Theorie erfahrbar - vor allem werden Technologien der Interfaces, als Mediatisierung einer psychologischen Situation begriffen, vorgestellt: die Koppelung von "motion und e-motion" im gestischen Verhalten mit Klang.
Das Interaktionsparadigma "sound" wird als intermediale Transposition auf andere Medien übertragen, auf Licht, Geruch und Luftbewegung ... hier wird multisensorische Gestaltung digitaler Virtualitäten am Paradigma sound "materialisiert" und erlebbar gemacht.
Interaktion in der body-environment-interaction ist schließlich, unterschieden von mechanistischer Reaktivität kybernetischer Systeme, am Paradigma emotionaler Interaktion zur adaptiven Gestaltung von virtuellen "Lebens-"Räumen am Paradigma der kollektiven und kollektivierenden Gestaltung der group-dynamics wie der net-arts orientiert an partnerschaftlichem Verhalten in sozialen Beziehungen. Dier Umsetzung solcher kommunikativen Konzepte in Musik wird auf Lebens-Virtualitäten mit Hilfe adaptiver Prozesse der Gestaltung erprobt - dabei wird vor allem gestisches Verhalten als körperliches und sound-Verhalten genutzt: nonverbales sound-verhalten und seine kommunikative "Wirkung" wird über e-motion-detection und adaptive Informationsverarbeitungsprozesse zur kollektiven und kollektivierenden Gestaltung genutzt - abseits von Interaktion / Partizipation / co-creation als Handlungsstrukturen innerhalb des Rahmens letztlich vorgegebener Strukturen ...
Die (konzertante) performance stellt diese theoretischen und erfahrbaren explorativen Gestaltungsweisen des sonisch performativen Körpers in variable kulturelle Kontexte - Aisthesis wird hier als alltägliches wechselseitiges Gestaltungsverhalten von body und environments (nicht nur) im digital life "gespielt" ...

Dem content folgend ist der Gestaltungsraum adaptiv: Lecture, workshop und performance richten sich an sound-worker, GestalterInnen digitaler environments verschiedener / pluraler sensorischer Modalitäten, an Interessierte der Mitgestaltung des digitalen Alltags ...

WERNER JAUK österreichischer auditory media-artist und Universitätsprofessor für „Pop/Musik + Medien/Kultur“ am Institut für Musikwissenschaft der Universität Graz/Forschungsbereich zwischen Wissenschaft und Kunst „Das Auditive als Paradigma der gestaltenden körperlichen Interaktion mit Virtualitäten“ lädt zu einem Tagesseminar ein. In diesem werden theoretische Arbeiten an der klanggebundenen Körper-Umwelt-Interaktion in Bezug zu unserer gegenwärtigen digitalen Kultur gesetzt, in einem Workshop anhand eigener künstlerischen Forschungsarbeiten praktisch erfahrbar und in einer Performance sonisch erlebbar. Dem Inhalt folgend ist der Gestaltungsraum adaptiv: Lecture, Workshop und Performance richten sich an sound-worker, GestalterInnen digitaler Environments verschiedener/pluraler sensorischer Modalitäten, an Interessierte der Mitgestaltung des digitalen Alltags.

www-gewi.kfunigraz.ac.at/grelle.musik/people/w_jauk.html

Tagesseminar für junge Künstler*Innen in deutscher Sprache
Ansprechpartner: Thomas Dumke
Anmeldungen bitte via E-Mail an: shape@cynetart.de

Die Teilnahmegebühr beträgt 10 € und muss am Veranstaltungstag in bar entrichtet werden. Die Anzahl der Teilnehmer ist auf 15 begrenzt. Die Teilnahme am Seminar ist erst durch eine erfolgte Bestätigung seitens des Veranstalters gesichert. Der Zutritt zu den restlichen Veranstaltungen des CYNETART Festivals erfordert den Kauf eines Tickets.
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Das CYNETART Festival 2016 ist eine Veranstaltung der Trans-Media-Akademie Hellerau e.V. in Kooperation mit
HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste
Das CYNETART Festival 2016 wird gefördert durch
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